Aussehen

Die Sragon sind ein sehr wandlungs- und anpassungsfähiges Volk. Seien es nun die Echslinge an der Küste des Metchà, die mit ihren Kanus die flachen Meeresbuchten befahren, die Stämme, die tief im inneren des Dschungels von der Jagd leben oder die Sragon der Bergländer, dieses Volk hat viele Lebensräume erfolgreich besiedelt. Dabei ist vor allem bemerkenswert, daß sie sich auch körperlich erstaunlich schnell an ein Biotop gewöhnen: es scheint, als paßten sie sich innerhalb weniger Generationen ihrer Umgebung an. So gibt es Erzählungen von einem Stamm, der sich im Laufe der Geschichte in zwei Zweige geteilt habe; eine Hälfte führte weiterhin das Leben im Dschungel, das andere wanderte an die Küste, wo schon nach wenigen Dutzend Regenzeiten die ersten Kinder mit feinen Schwimmhäuten zwischen Fingern und Zehen das Licht Chrestonims erblickten - eine für diesen Stamm sehr vorteilhafte Anpassung, wie sich im Laufe der Jahre herausstellte.

So mag es einen nicht überraschen, daß es eine unüberschaubar große Anzahl von verschiedenen Sragonvölkern gibt, die sich alle durch irgendwelche Körpermerkmale voneinander unterscheiden: es gibt stumpfnasige und spitznasige, Sragon mit einem Rückenkamm und ohne, mit Schwimmhäuten oder langen Krallen, lange, kräftige Schwänze oder welche mit nur einem kümmerlichen Rest und viele, viele Kombinationen all dieser Elemente. Die größte Vielfalt herrscht jedoch bei der Farbe der Schuppen: von schmutzigem Braun mit Rotschimmer oder gar Violett-Tönen über ein schillerndes Blau bis hin zu sattem Grün ist alles zu finden.

Sragon-Männer unterscheiden sich im Äußeren häufig erheblich von ihren weiblichen Artgenossinnen.
Ein männlicher Sragon ist meist von bulliger, kräftiger Statur. Beine mit ausgeprägten Muskeln an den Oberschenkeln und ein in der Regel kräftiger, bisweilen stark segmentierter Schwanz ist bei fast allen Sragon-Völkern ein typisches Merkmal. Während bei den nahe der Küste lebenden Stämmen die Hüften der Männer schmal, der Rücken gerade und die Schultern breit sind, finden sich in den tieferen Dschungeln viele, die über einen breiten, stabilen Unterleib verfügen und deren Rücken leicht nach vorne gekrümmt sind. Dabei scheint die zweite Variation die ursprünglichere zu sein, denn auf alten Darstellungen in Tempelmalereien sind die meisten männlichen Sragon eher vornübergebeugt dargestellt als aufrecht schreitend. Die Küstenbewohner sind offensichtlich hin und wieder mit Menschen in Kontakt gekommen und haben mit ihnen zusammen Kinder gezeugt, die die menschliche Körperhaltung über die Zeit weitergegeben haben. Es ist allerdings anzumerken, daß der ursprüngliche Körperbau zur Jagd, dem Überleben im Dschungel und wohl auch im Kampf besser geeignet zu sein scheint, doch da die Stämme, die seit vielen Jahrhunderten ihr Auskommen mit der Fischerei bestreiten selten in Stammeskriege verwickelt waren, erwuchs ihnen aus der offensichtlich körperlich schwächeren Rückenform kein großer Nachteil.
Die Geschlechtsorgane der Echsenwesen liegen in einer Art Schuppenfalte oder -tasche im Unterleib verborgen, so daß man, kennt man die Anatomie der Sragon nicht genau, ihr exakte Lage meist gar nicht oder bei männlichen Vertretern nur als mehr oder weniger ausgeprägte Wölbung erkennen kann.
Weibliche Sragon sind insgesamt bedeutend zierlicher gebaut. Ungefähr von gleicher Körpergröße sind ihre Beine schlank, der Schwanz etwas länger als der der Männer und stets kerzengerade gehend; so ähneln sie fast den Menschen in ihrer Silhouette. Auch die Arme sind bedeutend schlanker, wenn auch länger als bei den Männchen, doch auch dies kann von Volk zu Volk unterschiedlich sein.
Beiden Geschlechtern gemein ist jedoch die Tatsache, daß zwischen Kopf und Schultern nur ein kurzer, ziemlich Dicker Hals sitzt und auch vom Gesicht her unterscheiden sich die beiden Geschlechter kaum. Der Kiefer der Männer ist meist das einzige Merkmal der Unterscheidung, denn er ist oft ausgeprägter als der der Frauen. Alle Sragon verfügen über eine Lagen, vorstehende Schnauze (die eine lange, entgegen der Gerüchte nicht gespaltene Zunge beherbergt) mit recht weit vorne, an der Oberseite liegenden, großen Nasenlöchern. Die Augen sind mit feinen Knochenbögen umrandet, die Ohren sind bei vielen Sragonvölkern praktisch nicht zu sehen, wenngleich alle über ein geradezu ausgezeichnetes Gehör verfügen. Der Schädel ist also länglich und bei vielen Völkern aus dicken Knochen bestehend.

Wie bereits erähnt kann dieser Grundköperbau unglaublich viele Variationen aufweisen. Mal zieht sich von der Stirn über das gesamte Rückgrat bis zur Schwanzspitze ein scharfer Kamm aus senkrecht stehenden Schuppen, mal ist die Nase eher spitz und langgestreckt, mal eher stumpf und kurz. Selbst innerhalb eines Stammes kann es zu großen äußerlichen Unterschieden kommen, doch stört sich ein Sragon daran nicht und niemand würde so dumm sein, aus dem Äußeren eines Artgenossen heraus seine Volksangehörigkeit bestimmen zu wollen.
Die Haut der Sragon ist von vielen, ziemlich feinen Schuppen bedeckt, die bei Männern immer dicker ist als bei den Frauen. Einzig die Handflächen und Teile des Unterleibs sind frei von ihnen und auch im Bereich des Ohrs sind nur wenige Schuppen zu finden, die ihnen ausgezeichneten Schutz gegen Stiche und Bisse einiger Urwaldbewohner schützen und sogar gegen manche Waffe einen nicht zu unterschätzende Barriere bilden.
Sie sind jedoch durchaus hinderlich bei manch einer schnellen Bewegung, so daß man sagen muß, die Sragon sind etwas träge. Doch wird dieses Manko durch eine unglaubliche Zähigkeit ausgeglichen, die von den starken, kräftigen Muskeln herrührt, die besonders bei Männern trotz der Schuppen deutlich hervortreten.

Eines der hartnäckigsten Gerüchte, die einem vor allem in den Menschenstädten immer wieder zu Ohren kommen, ist die Aussage, Sragon seien Kaltblüter und ihre Kinder kämen in Eiern auf die Welt und müßten erst ausgebrütet werden. Dies stimmt in keinster Weise.
Sragon verfügen über warmes, rotes Blut und sie bringen ihre Kinder genauso lebendgebärend zur Welt wie es die Menschen tun. Die Tatsache, daß Menschen und Sragon gemeinsam gesunde Nachkommen zeugen können, zeigt, daß sich die Sragon köperlich nicht so stark von den Menschen unterscheiden, wie es auf den ersten Blick den Anschein haben mag.